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13. März 2022

Auf dem Prüfstand #190 ExpertInnentalk mit Dr. Mykhailo Nadvirniak

Auf dem Prüfstand #190 ExpertInnentalk mit Dr. Mykhailo Nadvirniak
Auf dem Prüfstand #190 ExpertInnentalk mit Dr. Mykhailo Nadvirniak
Transkript

Herzlich Willkommen zum Auf dem Prüfstand Expertentalk, heute mit Dr. Mykhailo Nadvirniak, gebürtig in der Ukraine, ist derzeit Arzt im UKH in Klagenfurt, also im Unfallkrankenhaus Klagenfurt. Herr Doktor, Sie sind eigentlich, wie gesagt, Unfallchirurg im UKH, haben jetzt aber sehr viel und engagierte Hilfe für die Ukraine, wo es ja das Kriegsgebiet gibt, aufgestellt. Wie genau und was genau haben Sie da gemacht?

Wir haben aktuell zwei Projekte, wir haben zwei Teams. Ein Team und ganz großes Projekt das ist occ-medevac.org. Sozusagen wir wollen die Verletzten, in erster Linie Soldaten und Kinder, in Sicherheit bringen und versorgen. Das versuchen wir organisieren in Österreich, das versuchen wir organisieren in Deutschland. Wie gesagt, es gibt, ja, unser Niveau ist sozusagen, dass es ein Verein, kann man so sagen, das ist von erste. Und manche Kliniken haben schon Bereitschaft erklärt und wir versuchen jetzt logistische Sachen abklären, um nächste Schritte weiter koordinieren zu können.

Sie sind mit Ihrer Familie, wohnen in Klagenfurt momentan, Ihre Verwandtschaft befindet sich aber großteils noch in der Ukraine. Können Sie der speziell auch helfen oder geht die Hilfe jetzt wirklich großflächig rund um Kiew, wo Sie ja ursprünglich herkommen?

Leider direkt zu meine Freunde kann ich nicht helfen, Sie sind genau im Kampfgebiet und da kann man, kann keiner helfen. Und deswegen, dass diese Hilfe geht, wie gesagt, das ist unser zweites Projekt, genau in Kärnten, ich habe ein freiwilliges Team, welches sammelt, kauft die Güter, was wir genau da gebrauchen und, wir schicken, haben Logistik aufgebaut und sozusagen wir schicken direkt die medizinischen Güter, Nahrungsmittel, Kinderernährung, ja und alles was wie gesagt laut dieser Anfragen wird gebraucht direkt in diese Gebiete wo wird gebraucht. Wir versuchen dabei maximale Kontrolle auf allen Ebenen sozusagen und die Hilfe muss gezielt kommen, da wo es gebraucht.

Was brauchen Sie jetzt bei Ihrer Hilfe, bei Ihren Hilfsaktionen selbst momentan dringend an Spenden beziehungsweise Geld, vielleicht Sachleistungen? Wo sollen sich Leute hinwenden, wenn sie hier helfen wollen, egal ob jetzt Sachspenden, Geldspenden oder ähnliches?

Wie Sachspenden, das ist sehr komplizierte Frage, das möchte ich auch gezielt sagen, dass prinzipiell ganz viele Flüchtlinge gehen von Ukraine nach EU und die haben nichts mit. Und wir haben unsere Liste geschrieben, was wir genau gebrauchen und ganz viele Menschen bringen Gewand. Und zum Beispiel Gewand brauchen Menschen schon hier. Und da brauchen sie in erster Linie Medikamente, die brauchen Nahrungsmittel, Großraumzelte, Generatoren und ganz, ganz viele Sachen, welche in erster Linie die brauchen zum Überleben und Gewand haben die noch da. Und auf jeden Fall ganz viele flüchten ohne was und mit einem kleinen Koffer oder Sackerl oder gar nichts und, klar, die brauchen Gewand aber zuerst die brauchen, wie gesagt, erste Hilfe, Nahrungsmittel und so weiter. Und, wie gesagt, wenn Kinder haben keine Ernährung, dann die brauchen das zuerst und nicht Gewand und deswegen die sagen überall, dass bitte kein Gewand bringen, weil das macht richtig logistische Probleme bei uns, weil wir, besser schicken wir ein Bus mit was genau wird gebraucht, als großen LKW mit Gewand, was haben wir heute zum Beispiel gemacht. Ja und es gibt viele Kleinigkeiten, welche, wir sind keine Fachmänner in dem Fall, aber wir haben Anfragen und wir wissen was genau da wird gebraucht. Und wegen Geldspende wir haben immer wieder diese Anfragen, ich muss ehrlich sagen, ich bin Privatperson und unser Team, wir sind alle Privatpersonen. Es gibt offizielle Konto von Ukrainische Regierung, das ist das einzige offizielle Konto, welche ich kenne und ich sage OK, da kann man spenden. Wie gesagt, ja klar, wir brauchen Geld, weil wir müssen für LKW bezahlen, wir müssen für was kaufen und so weiter und so fort. Vielleicht, ich weiß nicht, vielleicht gründen wir ein Verein mit einem Konto aber ich möchte so machen, dass ich habe dann Kontrolle und ich kann, ich trage dafür Verantwortung und das muss genau, wie gesagt, für diese Ziele verwendet werden und wenn unter meinem Namen ich sammle Geld, ich will dass das, wie gesagt, komplett kontrolliert wird, wir sind immer in Zusammenarbeit mit Ukrainischer Botschaft in der Republik Österreich, mit Ukrainischer Seite und ich habe diese Erfahrungen noch nicht, ich habe heute erstmal Anfrage gemacht, wie das funktioniert, weil ich glaube, das wird einfacher dann so. Aber irgendwelche Geldspenden, ich persönlich kann nicht nehmen, jetzt aktuell noch. Aber, wie gesagt, vielleicht in Zukunft.

Es gibt aktuell auch Konten unterschiedlicher Organisationen, wo man sich hinwenden kann.

Es gibt mehrere Konten, wir auch arbeiten zusammen, zusammen arbeiten mit Caritas, mit Rote Kreuz, mit, wie gesagt, Mitkoordination wir machen, wie gesagt, wir arbeiten parallel, aber machen das gleiche. Und, auf jeden Fall, diese Konten kann ich nicht benutzen und die können nicht für mich, zum Beispiel LKW tanken oder sowas oder kaufen, zum Beispiel habe heute Anfrage bekommen: wir brauchen 20. bis 50.000 Taschen für individual first aid kit, zum Beispiel. Es gibt Medikamente jetzt aktuell in der Ukraine für diese Taschen, das sind Taschen für Militäre, welche tragen sie so, hier und da ist alles für Erste Hilfe. Wie gesagt, zum Beispiel das ist wir haben diese Anfrage bekommen, ja, es gibt Medikamente für 20.000 für Füllung, aber es gibt keine Taschen und die suchen jetzt überall diese Taschen, die und, wie gesagt, wir auch machen das, OK und wir haben Direktanfrage, wie können Sie helfen. Und wir machen das weiter. Vielleicht wir suchen wer bezahlt und wir haben unser Geld sozusagen und wir zahlen, grad 20.000 können wir uns nicht leisten aber mindestens das alles irgendwie koordinieren, dass maximale Menge kommt, da, wo wird gebraucht. Aber das, wir haben schon bisschen Team organisiert so, dass jede Teammitglieder hat eigene, wie kann man sagen, Zuständigkeit, weil wir auch haben zu tun mit Flüchtlinge, wir versuchen helfen, wir sind alle zweisprachig und wir versuchen irgendwie integrieren, helfen, was die brauchen und das alles kommt zu uns, weil die kommen zu uns und sagen OK, das ist Ukrainische Gemeinschaft und erklären uns, wie ist das und zum Beispiel wie alles schaffen, alles nicht, deswegen versuchen immer Teams organisieren, welche sind zuständig zum Beispiel für Flüchtlinge, für Erste Hilfe oder für Abklärung, wie es funktioniert in Österreich, Sozialversicherung und so weiter und so fort. Die Menschen, wir wissen nicht, wie lange die bleiben hier, wir hoffen alle, dass das alles schnell vorbei, aber jetzt scheinbar nicht, das ist jeden Tag schlimmer, muss ich ehrlich sagen. Deswegen, das ist Katastrophe für Ukrainische Volk und ja, wir haben zwei Hände, wir können was machen. Und wir machen alles, was wir können.

Ihre Einschätzung der Situation, wie lange kann das dauern, Sie haben gerade gesagt, es kann niemand sagen, Ihre persönliche Einschätzung aufgrund dessen, dass Sie sehr viel Kontakt mit Ihrer Heimat haben, mit den Menschen, die dort leben, die dort Hilfe brauchen?

Ich kann nur eines sagen, dass das humanitäre Krise ist leider jeden Tag schlimmer und ist leider nicht besser. Wie gesagt, weiter ich bin, das müssen andere Menschen beantworten. Wie gesagt, das, was ich sehe und, ja und was ich höre von meine Verwandten, Freunde und Familie. 

Weil das ist für mich noch wichtiger, weil das ist mein Hauptprojekt, weil wir stellen offizielle Anfragen an Krankenhäuser in Deutschland, in Österreich in dem Fall, welche Unterstützung, Behandlung von Verletzten unterstützen können. Und jetzt, was wichtig für uns, wie gesagt also deutlich wichtiger für uns als diese humanitären Güter, das ist, dass richtige, schriftliche Bestätigungen von diesen Krankenhäusern zu uns kommen. Weil mündlich haben viele zugesagt und jetzt, wenn wir sagen ok, wir haben mehr oder weniger Logistik aufgebaut und wir versuchen jetzt Verletzte holen zu uns, jetzt nächsten Schritt dann wir brauchen schriftliche Bestätigungen von Krankenhäusern, ja, wir sind bereit zu helfen, nicht nur mündliche, weil sonst mit mündliche wir können leider nicht arbeiten. Wir brauchen schriftliche Bestätigungen, ja, wir sind bereit, zwei Patienten versorgen, zehn Patienten versorgen, je nach Krankenhausgröße. Mit dieser Menge wir können schon beginnen. Dann wissen wir Verletzungsmuster, wir können da koordinieren mit Ukrainische Ärzte, was sagen OK, da gibt’s Kinder, welche brauchen nächste Versorgungen, wir können die transportieren, die können hier in Kärnten zum Beispiel behandelt werden. Oder es gibt zehn verletzte Soldaten, welche können zum Beispiel irgendwo in eine Abteilung für Wiederherstellungschirurgie gebracht werden, hier reden wir nicht über instabile Patienten, wir reden nicht über Patienten, welche brauchen Intensivtransporte, das ist extrem kompliziert hier zu organisieren, aber reden wir mindestens von Patienten, welche, naja logistisch möglich die zu bringen. Aber wir brauchen dafür eine schriftliche Bestätigung von Krankenhäusern, dass die bereit sind. Mündliche haben wir, aber wie gesagt, wir brauchen es als nächsten Schritt und nur so kann das weiter funktionieren. Auf jeden Fall wir sind, wenn wir so sagen, ein Verein mit Ärzte, bei uns schon glaube ich 50, 60, 70 Ärzte, welche sich schon gemeldet weltweit und die wollen unterstützen. Aber und es gibt Krankenhäuser, es gibt Rettungsdienstunternehmen, welche haben auch mündlich zu uns zugesagt, weil das ist eine Initiative und wir arbeiten im Team und wir versuchen das alles irgendwie in einem Puzzle kann man so sagen zu bringen und auf jeden Fall ist deutlich einfacher wenn das kommt von ganz oben auf Österreichischer Ebene oder in Deutschland ich habe schon gehört, es gibt Übungen, es gibt von Deutscher Gesellschaft für Unfallchirurgie es gibt Übungen, es gibt Sitzungen, aber ich habe noch nie gehört, dass da noch verletzte Soldaten oder Kinder oder Frauen gekommen. Deswegen, klar, dass wie gesagt ich und oder unsere OCC das ist ein Verein und wir auf unserem Niveau alles was wir können wir machen. Ich habe volle Unterstützung von Ukrainischer Seite, dann mit wir haben Unterstützung von Ärzte aber, wie gesagt, Ressourcen, was hat Stadt, was hat Europäische Union, haben wir nicht. Das ist unsere eigene Initiative mit verschiedenen Unternehmen und so weiter. Und aber ich habe leider nichts gehört von alle Seiten, auf alle Ebenen, dass irgendwas gibt, offizielles, das wie gesagt, Bundesministerium oder Gesundheitsministerium ist, macht mit und will uns unterstützen oder wie unterstützen oder wie gesagt, wir sind Ärzte, wir haben zwei Hände und Diplom, wir können, wir sind zweisprachig, wir können fahren irgendwo um aufbauen ein medizinische Hub irgendwo an der westlichen Grenze der Ukraine und da arbeiten und da sozusagen weiter in EU Patienten schicken. Weil diese Hilfe, das ist schon, diese Patienten brauchen schon gestern, nicht heute und morgen und jeden Tag wie gesagt, wir verlieren leider unser Mitbürger.

Wir werden versuchen diesbezüglich einen Kontakt herzustellen. Danke Ihnen, dass Sie ins Studio gekommen sind, wir gehen davon aus, dass sich sehr viele Leute melden werden, wir werden auch die Homepage einblenden, damit die Leute auch einen Kontakt haben. Ihnen danke ich für Ihr Interesse, ich würde mich freuen, wenn Sie auch das nächste Mal wieder dabei wären.

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