Expertentalk mit Christian Matitz
Landesforstdirektor
Landesforstdirektor
Transkript
Hallo und herzlich willkommen zum heutigen Expertentalk. Heute mit Landesforstdirektor Christian Matitz. Unwetter, Trockenperioden, Borkenkäfer sind nur drei Schlagworte in diesem vom Wetter nicht gerade begünstigten Zeiten. Im August hatten wir starke Regenfäll, jetzt vor einigen Tagen hatten wir starke Regenfälle, die natürlich große Auswirkungen auf den Wald haben und die Waldbesitzer haben. Welcher Schaden ist in der Forstwirtschaft entstanden, also heuer entstanden?
Einleitend darf ich sagen, dass der Klimawandel auch im Wald angekommen ist. Der Wald ist Teil unserer Landschaft und unserer Region und muss einiges aushalten. Die Bäume können sich ja nicht bewegen, das heißt nur so lange sie stehen, wenn sie nicht genutzt werden oder durch Stürme umfallen. Man muss sagen, dass seit 2017 eigentlich jährlich Unwetter über Kärnten hereingebrochen sind und die auch die Wälder Kärntens massiv betroffen haben. Und die Intensität dieser Unwetter ist vielleicht auch so, wie es in der Vergangenheit nicht so bemerkbar war, mit massiven Auswirkungen. Wir hatten 2017 rund 500.000 Meter Schadholz in Kärnten, mehr der südliche Teil und der südwestliche Teil. Und wir hatten dann im Oktober 2018 den Sturm „Vaia“ auch wieder die südlichen Regionen von Kärnten bis nach Südwest-Kärnten und Mölltal, Drautal, wo fast 2 Millionen Festmeter Schadholz entstanden sind durch Windwurf. In der Folge 2019 Starkniederschläge, man kann sich noch erinnern, das war auch Hochwasser im Gailtal bis nach Lavamünd. Starkniederschläge, die auch in der Intensität eigentlich noch nicht bisher gemessen wurden. Allein am Nassfeld, das habe ich mir angeschaut, waren in zehn Tagen 880 Millimeter Niederschlag, das ist der Jahresniederschlag von Klagenfurt in etwa. Das sind schon Intensitäten, wenn man sich vorstellt auf der ganzen Fläche fast 1 Meter Wasser, das muss einmal irgendwo weg rinnen, wobei der Wald ja die gute Funktion hat, dass er Wasser speichern kann, bis zu einer gewissen Kapazität, aber dann, natürlich auch leidet. Es hat aber nicht nur Niederschlag in Form von Regen gegeben im Herbst 2019 und vor allem auch 2020, sondern enorme Schneemengen, vor allem im Mölltal und oberen Drautal und Lesachtal. Das hat zur Folge gehabt, nachdem der Schnee auch in Form von Nassschnee gefallen ist, dass man sehr viel Schneebrüche gehabt haben, und zwar nicht nur in Oberkärnten, sondern auch in Südtirol, in Osttirol auf großer Fläche, allein in Kärnten 400.000 Hektar betroffen, fast flächig überall Schneebuchschäden und Wipfelschäden, das ist insofern das Problem gewesen, dass diese Schäden auch nicht leicht zum Aufarbeiten waren, weil die teilweise in Gebieten angefallen sind, wo es sehr steil ist, also, es ist mehr als die Hälfte Schutzwald betroffen, der gar nicht erschlossen ist, das heißt, den kann man gar nicht einmal begehen, geschweige denn dort Holz aufarbeiten. Das war dann die beste Voraussetzung, dass sich der Borkenkäfer hat entwickeln können. Wir haben intensive Bemühungen gemeinsam unternommen, dass man zumindest auch das Ü Windwurfholz, das flächig angefallen ist, aufarbeitet und auch die Waldbesitzer unterstützt mit Fördermaßnahmen des Bundes auch und des Landes, gemeinsam ko-finanziert, damit die Motivation da ist, das auch aufzuarbeiten. Es hat gleichzeitig die Schwierigkeiten gegeben, dass Corona da war, und eigentlich nicht mehr viel gegangen ist. Es ist dann der Holzpreis sehr stark gefallen, blöderweise, und das ist gerade im Schutzwald, wo die Aufarbeitung ja teuer und schwierig ist, hat das dazu geführt, dass teilweise auch diesen Nutzungen kein Erlös mehr war. Also der Deckungsbeitrag war teilweise negativ die Bauern haben müssen dazu zahlen, und das haben wir teilweise mit Förderungen ausgeglichen. Aber die Schutzwälder und ihre Schutzfunktionen, die muss man wiederherstellen, damit die Objekte darunter geschützt sind, das heißt, in weiterer Folge sind diese Flächen auch wieder in Bestand zu bringen oder aufzuforsten. Und das ist auch eine Hammer-Aufgabe.
Eine Spirale, die sich dreht, die man aufhalten müsste. Der finanzielle Schaden ist sehr groß, natürlich auch für das bäuerliche Einkommen. Welche Auswirkungen hat da dieses Waldsterben oder dieser Waldbruch, der Baumbruch auf das Gleichgewicht und die Schutzfunktion der Wälder?
Ja, das sind natürlich jetzt mehrere Auswirkungen. Normalerweise, wenn man Wald bewirtschaftet, macht man das ja planvoll und nachhaltig, das zeichnet die Forstwirtschaft ja seit 200 Jahren aus. Das ist aber jetzt passé, weil wenn durch äußere Einflüsse einfach große Flächen Wald verloren gehen, durch Stürme oder Schneebruch oder jetzt Borkenkäfer, dann ist der Wald weg. Wie wir wissen, im Schutzwald braucht der Wald ungefähr 150 Jahre, damit wieder starke Bäume stehen. Das heißt vier, fünf Generationen ist einmal nicht mehr zu nutzen. Und diese Reserven, die teilweise für die Bauern auch wichtig sind in der Region, das sind ja klein strukturierte Betriebe, die ist jetzt weg, also diese Geldreserve, und sie haben zusätzliche noch die Aufgabe, eben den Wald wieder aufzuforsten. Das kostet auch zwischen zehn und 15.000 € pro Hektar im Schutzwald. Das werden wir natürlich auch wieder unterstützen von der öffentlichen Hand, weil es ja auch die Schutzfunktion wichtig ist.
Nur die, der Einkommensverlust ist schon massiv. Wir rechnen ungefähr mit 30 € Wertverlust pro Festmeter bei solchen Ereignissen. Und wenn man jetzt bedenkt, seit 2017 haben wir in Summe rund 7 Millionen Festmeter Schadholz mal 30, das ist schon ein kläglicher Betrag, also das sind 210 Millionen Euro, die nur jetzt durch den Wertverlust dieser Ereignisse entstanden ist.
Landeshauptmannstellvertreter Martin Gruber hat kürzlich angekündigt, dass der Bund Mittel für die ländliche Entwicklung kurzfristig aufstockt, so dass 4,6 Millionen in die Aufarbeitung und Aufarbeitung des Käferholzes gesteckt werden kann. Welche anderen Maßnahmen setzt das Land in dem Bereich?
Ja wie schon vorher erwähnt, wir haben mehrere Förderprogramme, üblicherweise gibt es die ländliche Entwicklung für den forstlichen Bereich auch, der in etwa so bei viereinhalb bis 5 Millionen Euro Jahresbudget ist. Wir haben zusätzlich sogenannte flächenwirtschaftliche Projekte umgesetzt, gemeinsam mit der Wildbach- und Lawinenverbauung, das sind Bundesmittel aus dem KAT-Fonds, auch mit Landesmitteln kofinanziert. Wo zusätzlich in den Oberkärntner Regionen in den letzten vier Jahren 30 Millionen € jetzt nur forstliche Projekte umgesetzt wurden, zusätzlich hat die Wildbachverbauung noch 20 Millionen € Verbauungen umgesetzt. Das sind zusätzlicher Maßnahmen und dann gibt es kleine Programme, Landesmittel Programme, das ist hauptsächlich forstliche Erschließung, also so kurzfristig Wege errichten, wie im steilen Gelände, die sonst nicht finanzierbar wären. Es ist das normale Forst-Förderbudget in Summe seit 2019 verdoppelt worden von rund 8 Millionen Normalbudget was wir gesamt umgesetzt haben auf 15 bis 16 Millionen €, die wir jetzt umsetzen.
Doch einiges an Geld, das in diesen Bereich fließt. Danke Christian Matitz für diese Einblicke in die Forstwirtschaft beziehungsweise die Probleme der Forstwirtschaft.
Ihnen danke ich fürs Zusehen, ich würde mich freuen, wenn Sie auch nächsten Sonntag wieder dabei sind.