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24. Oktober 2023

Expertentalk mit Klaus Mitterdorfer

ÖFB Präsident

ÖFB Präsident

Transkript

Hallo und herzlich willkommen zum heutigen Expertentalk. Dieses Mal mit Klaus Mitterdorfer, er ist seit Sommer der neue Präsident des österreichischen Fußballverbandes, abgekürzt ÖFB. Herr Mitterdorfer, wie gesagt, im Sommer wurden sie zum ÖFB Präsidenten etwas überraschend gewählt. Was sind momentan ihre Aufgaben beziehungsweise welche Aufgaben bestimmen momentan ihren Alltag? 

Ja, diese Mehrheitsfindung war auch für mich in dieser zeitlichen Abfolge wirklich etwas überraschend, das ist eine spannende, herausfordernde Aufgabe. Und es ist auch herausfordernd für mich, in meinem Beruf diese ehrenamtliche Funktion und letztlich auch das Familienleben unter einen Hut zu bringen. Das versuche ich so zu gestalten, indem ich diese Bereiche strikt trenne. Also der ÖFB hat sich Büroräumlichkeiten in der Struktur des Kärntner Fußballverbandes gemietet. Das versuche ich ab 17:00, wenn ich keine Abendtermine in der Ärztekammer habe, zu nutzen.

Ansonsten bewerkstelligen ich die Termine in Wien und im Ausland, über Urlaubsgestaltung, anders ist es nicht denkbar. Ich darf jetzt aber nicht jammern über diese Situation, weil es zwingt mich ja keiner, es zu tun und ich mach‘s trotzdem mit einer großen Freude. 

Das österreichische Nationalteam, also Männerfußball, ist das Aushängeschild des ÖFB, hat das Ticket zur EM gelöst in Deutschland nächstes Jahr. Werden Maßnahmen gesetzt für den Breitensport beziehungswiese für den Amateurfußball, gibt es hier auch Bestrebungen das Ganze zu professionalisieren oder in andere Richtungen zu gehen?

Die Facetten des Fußballs sind ja sehr breit gefächert. Es gibt auf der einen Seite diesen Spitzensport mit den Nachwuchs-Nationalteams, mit den Erwachsenen-Nationalteams der Frauen und der Männer und da ist natürlich wesentlich, dass man sich in diesem Bereich entwickelt, sich bestmöglich für Endrunden qualifiziert und dort womöglich noch eine gute Rolle einspielt. Und dieser Umstand zum Beispiel jetzt, dass sich die Herren-Nationalmannschaft für die Europameisterschaft qualifiziert hat, erzeugt nicht nur Begeisterung mit den Zuschauern, mit den Fans, er hat nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern hat eine Vorbildfunktion, dass das einfach viele, viele junge Buben zum Fußballsport kommen und vielleicht auch solche, die schon beim Fußballsport sind, auch das Ziel haben, einmal in so einem tollen Team zu spielen. Und das erzeugt eine gewisse Ruhe, dass man sich einfach anderen Aufgaben des Fußballs auch widmen kann, wie eben im Amateurbereich. Also ganz wesentlich für mich ist, dass man einfach auf jetzt schaut und das geänderte Gesellschafts- und Freizeitverhalten der jungen Menschen analysiert und die Angebote der Verbände und auch des ÖFB auf diese geänderten Bedürfnisse ein bisschen anpasst. Mit dem Ziel, wie gewinnt man möglichst viele Mädchen und Buben und deren Eltern für den Fußballsport und wie behalten wir sie auch bei diesem Sport. Also nicht nur jetzt, dass die einmal Spielerin oder Spieler sind bei einem Verein, wir haben in Österreich circa 2.200 Vereine, sondern wir gewinnen wir diese Menschen auch, dass sie irgendwann einmal beim Verein bleiben als Trainerin, als Schiedsrichterin und letztlich als ehrenamtlicher Funktionär bei diesen vielen Vereinen. Weil, wenn uns das nicht gelingt, in den nächsten fünf, zehn, fünfzehn Jahre, dann hat man einfach keine Heimat für die vielen fußballbegeisterten Mädchen und Buben und dann kann man natürlich in der Spitze auch weniger entwickeln. Und das ist schon eine sehr, sehr große Herausforderung.

Sie sind jetzt seit ungefähr 100 Tagen jetzt im Amt als DFB Präsident, können Sie eine erste Bilanz ziehen beziehungsweise was sind die größten Ziele, die Sie ins Auge gefasst haben?

Ja, Bilanz, ich bin in einer guten Zeit irgendwo dazu gekommen, weil, ich kann zwar nichts dafür, dass Herren-Nationalmannschaft sich jetzt für die Europameisterschaft qualifiziert, ich nehm’s aber sehr gerne, weil, wie gesagt, es eine gewisse Ruhe für weitere Themen, für andere Themen schafft und eine große Aufgabe von mir ist es in der Funktion, dass man immer versucht, mit einer gewissen Ruhe und Normalität und Zurückhaltung Dinge auch auszugleichen, schauen, dass es in keiner Ebene irgendwelche Befindlichkeiten, Machtspiele und Eigeninteressen gibt und das ist auch schon, da sind wir noch gar nicht beim Sport, das ist eine große Aufgabe, auch in den ersten 120 Tagen jetzt cira. Wir haben jetzt daneben eine sehr große Infrastruktur Thematik, also wir schaffen es jetzt gemeinsam mit der Stadt Wien und dem Bund ein großes Trainingszentrum in Wien Aspang noch mit Baubeginn in diesem Jahr auf die Beine zu stellen. Das ist doch ein Projekt so mit circa 70 bis 75 Millionen Kostenaufwand, eine Drittel-Finanzierung Bund, Stadt Wien und ÖFB. Und da sind wir jetzt gerade in den nächsten 14 Tagen, drei Wochen in der finalen Phase. Also das sollte sein, also es sollten fünf Plätze entstehen, ein Kunstrasenplatz, ein Kleinstadion, es soll dort die Geschäftsstelle des ÖFB, es sind ja doch 100 Mitarbeiter, die soll dorthin verlagert werden. Es sollen alle Nachwuchs Nationalteams dort eine Heimat haben und es soll auch für Trainer- und Schiedsrichter-Ausbildungen dienen. Und der nächste Schritt, wenn das – also wie gesagt eine Bauphase von eineinhalb Jahren ist angedacht - der nächste Schritt, was die Infrastruktur anbelangt ist sicher, dass man die Stadion-Frage. Für mich ist trotzdem das Prater Stadion vom Standort her ideal, dass man das auch in Ruhe und mit einem klaren Konzept gemeinsam mit Bund, der Stadt Wien und mit möglichen Investoren jetzt zu diskutieren beginnt.

Das Thema Stadion als Stichwort: das Klagenfurter Stadion ist ja auch ein sehr schönes Stadion mit einer großen, ja, es gehen sehr viele Leute hier hinein, Zuschauer und Zuschauerinnen. Wird es in Zukunft hier wieder Spiele der Nationalmannschaft geben? Kann man es aus jetziger Sicht sagen? 

Ich meine, es war jetzt schon ich glaub ein guter Schritt, dass die ÖFB Cup Finali in den nächsten drei Jahren wieder in Klagenfurt in dem sehr schönen Stadion stattfinden und das sollte auch das Ziel sein, das eine oder andere A Nationalteamspiel der Männer aber natürlich auch der Frauen, aber natürlich auch der Nachwuchs Nationalteams in Klagenfurt gestalten zu können und Klagenfurt gehört ja doch jetzt neben den Wiener Strukturen und dem Linzer Stadion doch zu den sehr schönen Ausrichtungsorten und da bin ich sehr zuversichtlich, dass da Spiele in Klagenfurt stattfinden werden. 

Ich kann mir vorstellen, mit Ihrer Tätigkeit als Präsident des ÖFB und dem beruflichen Alltag, den Sie natürlich auch zu bewältigen haben, wenig Zeit haben, um, ja, Hobbys zu frönen. Gibt es Hobbys, die sich trotzdem ausgehen?

Also für Hobbys bleibt wirklich keine Zeit. Das einzige, was ich versuche, ist irgendwie, damit ich irgendwie gesund bleibe, einen altersgerechten Sport zu machen, dass ich schaue, dass ich, das ist das, was ich versuche in aller Früh zu laufen und so mich ein bisschen fit zu halten. Ansonsten erfordert dieses Leben, das ich jetzt führe, schon sehr große Disziplin, also Selbstläufer sind die Themen keine, aber, noch einmal, ich darf nicht jammern, weil es zwingt mich ja keiner, es in dieser Form zu tun. 

Danke Klaus Mitterdorfer für den Einblick in die Arbeit des ÖFB Präsidenten. Ihnen danke ich fürs Zusehen, ich würde mich freuen, wenn Sie auch das nächste Mal wieder dabei sind.

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