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23. März 2024

Expertentalk mit Roland Bäck

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Transkript

Hallo und herzlich willkommen zum heutigen Expertentalk, dieses Mal mit Roland Bäck. Er ist der Leiter des Teams für Kulturvermittlung im kärnten.museum und wir haben ihn zum zweiten Mal im Studio zum Thema Bräuche. Dieses Mal anlässlich des Palmsonntages, Beginn der Karwoche. Die Osterbräuche, also Osterbräuche sind ja regional unterschiedlich, wie kommt es dazu oder wie kam es dazu, dass eben regionale Unterschiede bei diesen Bräuchen herrschen?

Ja, regionale Unterschiede haben wir sowohl im Osterfestkreis als auch im Weihnachtsfestkreis. Das sind ja die brauchtumsreichsten zwei Festkreise, die wir im kirchlichen Jahr haben. Regionale Unterschiede gibt es einfach, weil die Bevölkerung natürlich in früheren Zeiten nicht so mobil wie heute war, weil es medial einen anderen Zugang, eine verzögerte Überlieferung natürlich von einem Tal in das nächste oder in die nächste Stadt gab, so entsteht das im Laufe von Jahrzehnten oder Jahrhunderten.

Es gibt es ja sehr viele Osterbräuche, wahrscheinlich auch sehr viele Geheimtipps, trotz der Medien, die es ja jetzt gibt oder die Medienvielfalt, die es gibt. Gibt es einen besonders schönen Brauch aus Ihrer Sicht und ein Geheimtipp vielleicht für die Seherinnen und Seher?

Also es gibt tatsächlich noch Brauchtum, das nicht so alltäglich ist. Wir haben ja zum Beispiel das Böllerschießen, die Osterfeuer und andere, das sind ganz gängige Dinge, die man allerorts findet.

Aber dann gibt es zum Beispiel im Mölltal die „Tresdorfer Passion“, eine stumme Passion, die das Leiden Christi in einer barocken Art und Weise nachempfindbar machen soll. Oder es gibt zum Beispiel auch das Tafeln in Pleßnitz im Lisertal.

Wie kann man sich das vorstellen, das Tafeln?

Das Tafeln in Pleßnitz geht auf ein Gelöbnis der dortigen Bevölkerung zurück, das man abgelegt hat, wenn man ein Johanneshaupt aus der dortigen Kirche am Fuß eines Kirschbaumes wiedergefunden hat. Und da geht man am Gründonnerstag und am Karfreitag mit den Kindern des Ortes auf einen Umgang von der Kirche und in die Flur. Da gibt es lange Tafeln, also Bretter, an denen kleine Hämmer befestigt sind. Und wenn diese Bretter nach oben oder unten bewegt werden, dann machen diese Hämmer ein klackendes Geräusch. Und da gibt es einen Umgang eben von der Kirche zu einer Kapelle, wo einst dieses Johanneshaupt wiedergefunden worden sein soll. Und das ist sicher ein Geheimtipp, den noch nicht so viele gesehen haben.

Auch ich habe diesen noch nicht gesehen. Also die Fleischweihe und die anschließende Osterjause ist ja meistens oder zumindest für die Menschen in Kärnten der Höhepunkt der Osterwoche. Wie sind diese Bräuche zustande gekommen beziehungsweise gibt es auch hier möglicherweise regionale Unterschiede?

Also das Ganze ist natürlich ein kirchliches Brauchtum, das heißt es hat in der Regel einen religiösen Hintergrund, wobei die Bevölkerung natürlich immer dazu tendiert, selbst Dinge dazu zu erfinden oder zu variieren, sagen wir so. In einen klassischen Osterkorb in Kärnten gehört ein Schinken hinein, Selchwürste, der Reindling, Eier und Kren. Aber es gibt dann vielfältige familiäre Variationen, die sich aber meist dann nur kurze Zeit halten, also die in der Familie oder lokal variiert werden, aber die jetzt keine allgemeine Gültigkeit haben, keine größere Verbreitung. Und dann gibt es aber Brauchtum, das man regional sehr wohl spezifizieren kann. Das sind zum Beispiel die großen Osterfackeln, die in der Bleiburger Gegend abgebrannt werden oder auf der Saualm. Und das ist etwas, was man örtlich eingrenzen kann.

Danke Roland Bäck vom kärnten.museum für die Einblicke dieses Mal in die Osterbräuche! Ihnen danke fürs Zusehen, ich wünsche Ihnen eine schöne Karwoche und Frohe Ostern!

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